Die Inhaber eines Unternehmens bestimmen, wer die Geschäftsführung des Unternehmens übernimmt. Die Initiative zu einer kollegialen Führung und zu mehr Selbstorganisation geht deswegen meistens von den Inhaberinnen gemeinsam mit den Geschäftsführinnen aus. Alle mir bekannten Fälle bestätigen dies.
Was veranlasst Inhaber dazu, ihr Unternehmen von einer personenzentrierten Führung auf eine kollegiale Führung umzustellen? Ich habe mit vielen Unternehmern hierzu gesprochen, vor allem mit solchen, die sowohl Inhaber als auch Geschäftsführer sind.
Anpassungsfähigkeit des Unternehmens erhöhen
Fast alle dieser Unternehmer glauben oder ahnen, dass eine Umstellung auf eine kollegiale Führung die probate Veränderung ist, mit ihr Unternehmen die besten Chancen hat, sich auf die zunehmende ökonomische Dynamik und Komplexität einzustellen und eine passendere Eigenkomplexität zu entwickeln.
Eigene Freiheit und Entlastung erhöhen
Die Arbeitsbelastung von Inhaber-Geschäftsführern geht oft ganz erheblich über die ihrer Mitarbeiter hinaus. Das beginnt in der Aufbauphase, in der die Gründerinnen alleine schon deswegen viel selbst machen, weil nur sie die Idee und Vision hierzu haben und sie die finanziellen Risiken zunächst niedrig halten möchten.
Und wenn sie erfolgreich sind, wächst das Unternehmen schneller als sie Mitarbeiter einarbeiten und organisatorische Prozesse und Strukturen aufbauen können, so das wieder viel Arbeit an den Gründern hängen bleibt, sie quasi immer hinterherlaufen.
Das Bedürfnis, wieder mehr Zeit für anderes zu finden und sich zu entlasten kann dann ein Grund sein, die Führung des Unternehmens neu zu gestalten.
Verantwortung verteilen, abgeben
Selbst wenn die Arbeitsbelastung erträglich ist, bleibt die Verantwortung für die Arbeitsplätze und die wirtschaftlich existenziellen Beiträge für die Beschäftigten und ihre Familien, die besonders in Krisenzeiten, also möglicherweise der aktuelle Dauerzustand, besonders spürbar wird. Bei finanziellen Engpässen verzichten Inhaber oft als erstes oder legen weiteres Geld ins Unternehmen, bevor sie Mitarbeiter belasten.
Persönliche Freiheit vergrößern oder wiedererlangen
Wenn ein Unternehmen erst einmal etabliert ist, bietet es oft auch weniger wirklich neue Herausforderungen und weniger Abwechslung. Manch einer möchte irgendwann einfach mal etwas ganz Neues und Anderes ausprobieren. Alle Mitarbeiter können kündigen und sich beruflich neu orientieren – für die Unternehmerin dauert der Aufbau einer vertrauensvollen Nachfolge länger als 3 Monate Kündigungsfrist.
Nachfolge finden, Kinder freihalten
Das eigene Unternehmen an Fremde zu verkaufen ist für viele Unternehmer keine Option, weil sie befürchten die eigenständige Kultur und Identität des Unternehmens damit aufs Spiel zu setzen. Oft sind Käufer nur an einem speziellen Aspekt interessiert: am Markennamen, der Mitarbeiterschaft oder der Kundenliste – nicht aber am Unternehmen als Ganzes.
Die eigenen Kinder haben vielleicht kein Interesse oder sollen gar nicht erst mit einer Nachfolgeerwartung konfrontiert werden. In diesem Fall ist eine kollegiale Führung, möglicherweise sogar mit einer Übertragung nennenswerter oder aller Geschäftsanteile an die Kollegenschaft, eine interessante Option.
Attraktivität für und Zufriedenheit von Mitarbeitern erhöhen
Die Arbeitgebermarke profitiert meistens ungemein davon, wenn ein Unternehmen kollegial geführt wird, weil diesen Unternehmen gemeinhin höhere Gestaltungs-, Entfaltungs- und Identifikationsmöglichkeiten zugeschrieben werden.
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