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Als ich das erste Mal von „Effectuation“ hörte, war meine spontane Reaktion ein stirnrunzelndes „Hä? Was ist das denn?“. Mittlerweile kenne ich diese Reaktion aus vielen Situationen, in denen ich Effectuation als Methode oder Haltung ins Spiel bringe. Die treffendste Übersetzung von Effectuation ins Deutsche ist meines Erachtens das Wort „Unternehmergeist“. Meine Begeisterung rührt aus meiner eigenen Erfahrung, dass damit in komplexen oder ungewissen Situationen Menschen oder Organisationen sehr gut ins Handeln kommen. Nachdem ich mit Effectuation für meine Kunden und Teilnehmer schon in einigen Kontexten hilfreiche neue Perspektiven liefern konnte, möchte ich Effectuation nun regelmäßig in unserem Newsletter zum Thema machen. In meinem ersten Blog stelle ich einen kleinen Überblick zur Herkunft und zu den grundlegenden Prinzipien von Effectuation zur Verfügung.

Unternehmergeist unter der Forscher-Lupe

Das Effectuation-Konzept wurde von Saras Sarasvathy im Rahmen einer Forschungsarbeit zu Handlungskonzepten von „Expert Entrepreneurs“, also Experten-Unternehmern, in den USA entwickelt. Sarasvathy hat im Rahmen von umfangreichen Interviews herausgefunden, dass erfolgreiche Unternehmer in ungewissen Situationen, z.B. bei der Gründung von Unternehmen oder der Umsetzung von innovativen Produkten, selten nach kausal-linearer, sondern meistens nach der so genannten „effektualen“ Logik handeln. Effektual lässt sich dabei mit „etwas bewirkend“ bzw. „gestaltend“ übersetzen. Unter dem Begriff Effectuation hat Sarasvathy gemeinsam mit Kollegen Prinzipien und Prozesse beschrieben, die auf verschiedene Kontexte mit Ungewissheit übertragen werden können.

Die Prinzipien geben also Orientierung und Halt(ung) bei Ungewissheit. Sie können wie folgt zusammengefasst werden: 

Einstellung gegenüber der Zukunft: Die Zukunft ist nicht vorhersehbar,

(sie ist das Ergebnis von Co-Creation) und kann durch Vereinbarungen zwischen autonomen Akteuren gestaltet werden. (z.B. Investoren, Partner und Kunden gehen Vereinbarungen im Bezug auf ein zukünftiges Produkt, ein neue Unternehmen,oder einen noch nicht existierenden Markt ein und reduzieren dadurch die Ungewissheit)

Basis für das Handeln: Mittelorientierung

Die jeweils verfügbaren Mittel (Wer bin ich?, Was weiß ich? Wen kenne ich?) bestimmen, welche veränderlichen Ziele angestrebt werden (und nicht umgekehrt).

Einstellung gegenüber Risiko und Ressourceneinsatz: Leistbarer Verlust

Der individuell leistbare Verlust bzw. Einsatz (und nicht der erwartete Ertrag) bestimmt, welche Gelegenheiten wahrgenommen werden bzw. welche Schritte in einem Vorhaben tatsächlich gesetzt werden.

Einstellung gegenüber Anderen: Partnerschaft und Vereinbarungen

Eingehen von Partnerschaften mit denen, die bereit sind, unter Ungewissheit verbindliche Vereinbarungen einzugehen und eigene Mittel zur Kreation der Gelegenheit beizutragen.

Einstellung gegenüber dem Unerwarteten: Zufälle und Überraschungen als Chancen

Unerwartetes, Zufälle und Umstände können als Hebel genutzt und als Innovationen und unternehmerische Gelegenheiten transformiert werden.

Die Prinzipien lassen sich in allen Kontexten anwenden, in denen Organisationen nach mehr Unternehmergeist suchen und Menschen ins Handeln kommen wollen: in der Team- und Organisationsentwicklung, im Coaching, in der Gründerberatung und auch in vielen Alltagssituationen.

Haben Sie Interesse, mehr zu erfahren? Auf unserer next-U-Hompage findet sich mittlerweile schon an zwei Stellen die Einladung, sich mit Effectuation auseinanderzusetzen, als zweitägiger Workshop und als OE-Angebot.