In meiner Reihe zum Thema „Effectuation – Unternehmergeist für alle“ geht es heute um die Einschätzung, in welchen Situationen die Effectuation-Prinzipien sinnvolle Handlungsgrundlagen bieten. Wir sprechen in diesen Situationen von Ungewissheit. In der heutigen Arbeitswelt nehmen Komplexität, Dynamik, Volatilität, und damit unsere gefühlte Ungewissheit über sinnvolle Entscheidungen für die Zukunft zu.

Im heutigen Blog beschäftige ich mich mit der Frage beschäftigen: Was ist überhaupt Ungewissheit? Und wie viel Ungewissheit haben wir, bezogen auf ein konkretes Vorhaben, das uns beschäftigt? Zu diesem Zweck stelle ich das Ungewissheits-Profiling vor, das hilfreich ist, um mir über ein angemessenes Vorgehen klar zu werden.

Anhand der folgenden 5 Kategorien lässt sich unser Vorhaben in Bezug auf Ungewissheit gut beurteilen. Alle Kategorien stellen dabei mögliche Quellen für wahrgenommene Ungewissheit dar. Je mehr die Einstufung des persönlichen Vorhabens auf der linken Seite liegt, können wir von hoher Ungewissheit ausgehen. In diesen Situationen haben sich Prinzipien und Methoden bewährt, die unter Effectuation zusammengefasst werden.

Ungewissheits-Profiling

Ungewissheit-Profiling (Quelle: Effectuation Experts 2014)

 

Gute Leitfragen für die Kategorien des Ungewissheits-Profilings sind z.B.:

Planbarkeit der Zukunft:
Was genau bestimmt die Zukunft?
Was ist vorhersehbar? Was unvorhersehbar?
Was müsste sein, damit die Zukunft planbar wird?

Verhandelbarkeit der Ziele:
Wie spezifisch werden Zielvorstellungen formuliert und von wem?
Welcher Stakeholder hat welchen Einfluss?
Wo bestehen welche Zielkonflikte?

Eindeutigkeit der Informationen:
Was sagen die verschiedenen Stakeholder?
Wo bestehen welche Widersprüche?
Wie beschreiben die anderen die Situation?

Geschwindigkeit von Veränderung:
Wie schnell ändern sich die Rahmenbedingungen?
Hat die Veränderungsgeschwindigkeit sich in letzter Zeit verändert?
Sind ausreichend Ressourcen vorhanden, um sich den Veränderungen rechtzeitig anzupassen?

Ausmaß von Komplexität:
Wie leicht lässt sich beschreiben, wie sich das System verhält (reagiert, funktioniert)?
Ist die Anwendung von Best Practices oder Good Practices möglich?
Welche Bedeutung hat Komplexität für den Auftraggeber?

Das Ungewissheitsprofiling lässt sich neben der Nutzung als Einzelperson sehr gut in Gruppen einsetzen. Mehrwert entsteht dabei dadurch, dass eine gemeinsame Sprache für den Grad von Ungewissheit gefunden wird und ein gemeinsames Verständnis entstehen kann. Vermeintlich sichere Projekte können als ungewiss identifiziert werden, und umgekehrt. Bei unterschiedlichen Einstufungen der Gruppenmitglieder werden verschiedene Perspektiven transparent und besprechbar.

Haben Sie Interesse, mehr über den Umgang mit Ungewissheit erfahren? Hier finden Sie next-U-Angebote, sich mit Effectuation auseinanderzusetzen: als zweitägiger offener Workshop und als Angebot zur Prozessbegleitung.

Weitere Tools und Anwendungen zum Thema Effectuation finden Sie auch auf Effectuation Forschung und Praxis, einem gemeinsamen Angebot, welches ich mit anderen Experten zu diesem Feld gestalte.